Nein, wie ein Tiger sieht dieser kleine Hund nicht wirklich aus. Dennoch fällt die besondere Fellzeichnung dieser Dackelart auch dem Laien sofort ins Auge. Unterschiedliche Farben finden sich hier auf ein und demselben Tier kombiniert. Punkte, Flecken und größere Flächen in wiederum anderen Tönen machen den Tigerdackel zum Hingucker. Bei der Zucht dieser Tiere jedoch gilt es, schlimme Erkrankungen zu vermeiden.
Der Tigerdackel: Eine Erfindung der Neuzeit?
Mancher Hundefreund neigt dazu, angesichts der Optik des Tigerdackels vorschnelle Schlüsse zu ziehen. Von fehlerhafter Züchtung und der Einkreuzung ungeeigneter Rassen ist hier dann die Rede. In Wirklichkeit aber ist der Tigerdackel keinesfalls eine Mode-Züchtung, sondern weist eine Fellfärbung auf, die durchaus als historisch bezeichnet werden kann.
Und auch wenn es den Tigerdackel vermutlich schon seit dem 17. Jahrhundert gibt, sind erste Beweise seiner Existenz etwas jünger. In Emil Ilgners Buch „Der Dachshund“ aus 1896 findet sich eine Zeichnung, die bereits 1984 angefertigt wurde. Sie zeigt einen schwarzgetigerten Kurzhaardackel und weist konkret darauf hin, dass es diese Farbvariation schon lange gibt.
Das Spannende bei Tigerdackeln ist, dass ihre Farbgebung variabel ist. Nicht nur unterscheidet sich jeder Hund von seinen Artgenossen und Verwandten. Auch ist es möglich, dass sich die Zeichnung und Fellfarbe ein und desselben Tigerdackels im Laufe seines Lebens verändert. Verdunkelungen des Haarkleides und auch Vergrößerungen von Flecken sind durchaus denkbar und kein Zeichen für fehlerhafte Zucht.
Wie die Tigerdackel-Färbung entsteht
Die Gründe für das besondere Fellkleid des Tigerdackels sind auf genetische Ursachen zurückzuführen. So gibt es das sogenannte Merle-Gen, das diese andersartige Färbung hervorruft. Wird ein Welpe als Tigerdackel geboren, trägt er dieses Merle-Gen und das Gen für einfarbiges Fell. Auf diese Weise entsteht ein Hund, der je nach Färbung entweder als
- Schwarztiger,
- Rottiger
- oder auch Brauntiger
bezeichnet werden kann. Dackel, die nicht über das Merle-Gen verfügen, weisen diese scheckige Färbung nicht auf. Ein Tigerdackel, der das Merle-Gen trägt, muss bei der Zucht mit Bedacht eingesetzt werden. So ist die Züchtung ausschließlich dann erlaubt, wenn der Hund mit Merle-Gen mit einem weiteren Hund ohne dieses Gen verpaart wird.
Gefährliche Folgen bei der falschen Verpaarung
Während ein Dackel, der sowohl über das Merle-Gen als auch über das Gen für Einfarbigkeit verfügt, ein gesundes Leben führen können wird, sieht es bei falscher Züchtung ganz anders aus. Daher ist die Verpaarung von zwei Tigerdackeln in Deutschland streng verboten, denn sie kann nicht nur unangenehme, sondern durchaus auch lebensbedrohliche Folgen nach sich ziehen.
Der Grund hierfür liegt in der Tatsache, dass das Merle-Gen nicht nur Auswirkungen auf das Fellkleid des Hundes hat, sondern auch dessen Organe beeinflussen kann. Werden zwei Merle-Dackel miteinander verpaart, fehlt den Nachkommen das Gen für Einfarbigkeit und schlimme Folgen sind an der Tagesordnung. So werden Dackel geboren, die nur über Merle-Gene verfügen. Auf den ersten Blick erkannt werden können sie anhand des größeren Weißanteils im Fell oder auch Fehlpigmentierungen.
Das aber ist nicht alles. Wie bereits erwähnt, wirkt sich das Merle-Gen auch auf die organische Gesundheit der Dackel aus. Bei der erlaubten Verpaarung ist das kein Problem, bei der Zucht mit zwei Tigerdackeln aber sehr wohl. Hier leiden die Welpen unter dem sogenannten Merle-Syndrom, das sich nicht nur optisch, sondern auch gesundheitlich zeigt. Mögliche Folgen sind Blindheit, Missbildungen, psychische Erkrankungen oder auch Taubheit. Auch werden solche Hunde nicht alt, da ihre Konstitution von Beginn an schlechter ist als die gewöhnlicher Dackel. Zusätzlich stellt die Verpaarung zweier Merle-Dackel ein großes Risiko für eine Totgeburt dar.
Zum Wohle der Tiere und zur Erhaltung gesunder Tigerdackel ist es daher für Züchter unabdingbar, bei ihren Dackeln Gentests durchführen zu lassen. Hier kann herausgefunden werden, ob ein Dackel über den Merlefaktor verfügt, was verbotene Verpaarungen verhindert. Züchter, die ihrer Verantwortung in diesem Bereich nicht nachkommen und zwei Dackel mit Merle-Gen verpaaren, machen sich der Qualzucht schuldig.